Das Wasserstoffkernnetz
Wasserstoff ist ein zentraler Baustein in der Energiewende und kann dazu beitragen, wichtige Industriezweige zu dekarbonisieren. Dabei muss von Anfang an auch die notwendige Infrastruktur mitgedacht werden. Daher hat die Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas Pläne für ein deutschlandweites Wasserstoffkernnetz erarbeitet, das gewissermaßen als Bundesautobahn der Wasserstoffinfrastruktur fungiert. Diese soll künftig Wasserstoffproduktion mit Industrie, Speichern und Kraftwerken verbinden.
Ein deutschlandweites Wasserstofftransportnetz
Was Anfang des Jahres 2020 als Vision der Fernleitungsnetzbetreiber Gas begann, ist inzwischen ein konkreter Netzplan geworden.
Im Juli 2023 veröffentlichten die Fernleitungsnetzbetreiber zunächst einen Planungsstand für das bundesweite Kernnetz. In einem Beteiligungsverfahren konnten Betreiber, Nutzer und andere Stakeholder Stellung nehmen. Daraufhin modellierten die die Fernleitungsnetzbetreiber das Wasserstoff-Kernnetz und übergaben ihren Antragsentwurf der Bundesnetzagentur im November 2023.
Nach einer weiteren Überarbeitung reichten die Fernleitungsnetzbetreiber am 22. Juli 2024 den finalen Antrag für das Wasserstoff-Kernnetz bei der Bundesnetzagentur ein. Diese hat schließelich am 22.10.2024 den Bau des deutschlandweiten Wasserstoff-Kernnetzes genehmigt. Die Pläne sehen ein Leitungsnetz von insgesamt rund 9.040 Kilometern Länge und Investitionskosten in Höhe von 18,9 Milliarden Euro vor. Dabei sollen etwa 60 Prozent des Wasserstoff-Kernnetzes aus umgestellten Erdgasleitungen bestehen.
Vorpommern-Greifswald wird Drehscheibe für die bundesweite Wasserstoffwirtschaft
Der Entwurf der Fernleitungsnetzbetreiber Gas sieht in Mecklenburg-Vorpommern aktuell vier Kernnetz-Projekte vor. Mit dem Projekt “Flow -making hydrogen happen“ planen die GASCADE Gastransport GmbH, die ONTRAS Gastransport GmbH und die terranets bw GmbH ein Pipelinesystem für grünen Wasserstoff. Ab 2025 soll die ursprünglich für Erdgas genutzte OPAL-Leitung den ersten Wasserstoff von Lubmin im Landkreis Vorpommern-Greifswald bis Thüringen bringen. Die Umstellung weiterer Abschnitte in Hessen und Rheinland-Pfalz soll 2028 erfolgen. In einem dritten Schritt soll ab 2030 dann auch Wasserstoff nach Baden-Württemberg und Bayern transportiert werden.
Eine weitere Wasserstoffleitung, die Verbindung Rostock-Glasewitz, plant die ONTRAS Gastransport GmbH mit dem Projekt “Doing Hydrogen“. Der Betriebsstart ist für 2028 geplant. Künftig sollen der Standort Rostock und das Projekt "Flow – making hydrogen happen" zudem miteinander verbunden werden. So sieht der Antrag den Neubau einer der Leitung Rostock-Wrangelsburg vor. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2028 geplant. Perspektivisch soll auch eine Anbindung an skandinavische Wasserstoffprojekte realisiert werden. So soll der H2 Interconnector Bornholm Lubmin ab 2029 Wasserstoff nach Lubmin bringen und dort ins deutsche Wasserstoffnetz einspeisen.
Erdgas- und Wasserstoffnetzplanung aus einem Guss
Potentiale für den Landkreis Vorpommern-Greifswald
Der Landkreis Vorpommern-Greifswald begrüßt die Pläne der Fernnetzbetreiber Gas zur Errichtung eines deutschlandweiten Wasserstoff-Kernnetzes. Die Region hat sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Standort für die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland entwickelt. Mit der Anbindung an das geplante deutschlandweite Wasserstoff-Kernnetz eröffnen sich für Vorpommern-Greifswald vielversprechende Perspektiven.
Als Küstenregion und Erzeugungsstandort erneuerbarer Energien mit hohen Kapazitäten installierter Windkraftleistung bietet der Landkreis Vorpommern-Greifswald beste Bedingungen für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. So werden im gesamten Kreisgebiet aktuell zahlreiche Wasserstoffprojekte geplant. Insbesondere der Standort Lubmin wird mit fünf großen Wasserstoffprojekten eine wichtige Rolle für den Aufbau einer bundesweiten Wasserstoffwirtschaft spielen. In Summe werden im Landkreis in den nächsten Jahren rund 4GW Elektrolyseleistung installiert werden.
Die Verteilung dieses Wasserstoffs ist eine anspruchsvolle logistische Aufgabe. Für die Transportinfrastruktur spielen die Kernnetze eine zentrale Rolle. Das Projekt „Flow – making hydrogen happen“ wird Vorpommern-Greifswald von Lubmin im Norden bis tief in den Süden des Landkreises an das Wasserstoff-Netz anschließen. Doch die Vorteile beschränken sich nicht nur auf die Wasserstoff-Produzenten. Auch Unternehmen, die den Energieträger nutzen wollen, profitieren von der Flow und können innovative Projekte umsetzen.
Insgesamt wird die Anbindung an das Wasserstoff-Kernnetz die Entwicklung Vorpommern-Greifswalds zur Drehscheibe der Wasserstoffwirtschaft weiter vorantreiben. Der Landkreis kann seine Rolle als Küstenregion und Erzeugungsstandort erneuerbarer Energien voll ausspielen und die Energiewende aktiv mitgestalten. Mit der Flow ist Vorpommern-Greifswald bestens für die Zukunft gerüstet.