II. Wasserstoffgipfel Vorpommern-Greifswald: Chancen und Wertschöpfung für die Region durch innovative Wasserstoffprojekte
Die Koordinierungsstelle zum Themenkomplex Wasserstoff im Landkreis Vorpommern-Greifswald hat am 13.09.2024 zum zweiten Mal Experten und Interessierte zum Wasserstoffgipfel Vorpommern-Greifswald eingeladen und damit eine Plattform geboten, die Potenziale der Wasserstoffwirtschaft für die Region zu beleuchten und konkrete Projekte vorzustellen. Im Fokus standen die Wertschöpfungspotentiale, die sich durch die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft ergeben. Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft nutzten die Gelegenheit, um sich über aktuelle Entwicklungen auszutauschen. Die Veranstaltung als Teil des Projekts "Koordinierungsstelle zum Themenkomplex Wasserstoff im Landkreis Vorpommern-Greifswald", gefördert durch den Regionalen Planungsverband Vorpommern, unterstrich die Bedeutung der Wasserstofftechnologie für die Zukunft der Region.
Tim Pawlowski, Projektleiter bei ENERTRAG, eröffnete die Vortragsreihe mit seinem Vortrag „Verbundkraftwerk®: Projektentwicklung in Vorpommern“ und stellte die Pläne des Unternehmens für die Region Vorpommern-Greifswald vor. ENERTRAG plant zwei Wasserstoffprojekte in der Region: eines in Anklam und ein weiteres in Pasewalk. Im Rahmen des Projekts in Anklam wird eine Elektrolyseanlage mit einer Gesamtleistung von 240 MW in mehreren Ausbaustufen errichtet. Die erste Phase, mit einer Kapazität von 20 MW, soll bis Anfang 2027 realisiert werden. Neben der Wasserstoffproduktion wird ENERTRAG in Zusammenarbeit mit der Cosun Beet Company auch grünes Methanol aus biogenem CO₂ herstellen. Durch diese Kooperation werden lokale Synergien optimal genutzt: Das biogene CO₂ der Cosun Beet Company wird nicht nur zur Herstellung von Methanol verwendet, sondern schafft gleichzeitig einen geschlossenen Wertschöpfungskreislauf.
Dabei bringt ENERTRAG seine langjährige Erfahrung mit der Wasserstofftechnologie in die Projektentwicklung ein: Bereits 2011 hat das Unternehmen in seiner Heimat der Uckermark das erste Verbundkraftwerk in Betrieb genommen und sammelt seither wertvolles Wissen in der Wasserstoffproduktion. Diese Erfahrungen ermöglichen es ENERTRAG, die Herausforderungen der Wasserstofferzeugung erfolgreich zu meistern und zukunftsweisende Projekte in der Region und darüber hinaus voranzutreiben.
Martin Mischke stellte die Pläne der Deutschen ReGas am Standort Lubmin vor. Dort plant das Unternehmen den Bau einer Großelektrolyseanlage mit einer ersten Ausbaustufe von 200 MW, die in der zweiten Hälfte des Jahres 2026 in Betrieb gehen soll. Diese Anlage wird es ermöglichen, jährlich bis zu 30.000 Tonnen grünen Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen zu produzieren. Ab 2028 ist eine Erweiterung der Kapazität auf 300 MW vorgesehen, was die jährliche Produktionsmenge auf etwa 80.000 Tonnen erhöhen wird. Der erzeugte Wasserstoff wird direkt in das geplante Wasserstoff-Kernnetz eingespeist, wodurch eine effiziente Integration in die nationale Infrastruktur gewährleistet ist.
Neben einer Großelektrolyse plant das Unternehmen auch in Zusammenarbeit mit dem norwegischen Unternehmen Höegh-LNG ein H2-Importterminal. Das Terminal wird der weltweit erste schwimmende grüne Ammoniak-Cracker sein und rund 30.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr produzieren. Der gewonnene Wasserstoff soll dann ebenfalls in das geplante Wasserstoff-Kernnetz eingespeist werden.
Dass Start-ups eine entscheidende Rolle in der aufkommenden Wasserstoffwirtschaft spielen, indem sie als Innovationstreiber agieren und neue Technologien entwickeln, zeigte eindrucksvoll Dr. Gustav Sievers. Er ist Gründer von Elementarhy, einem Start-up aus Greifswald, das sich auf die Entwicklung von Bauteilen für Elektrolyseure spezialisiert hat. Genauer gesagt: auf gestapelte Membran-Elektroden-Anordnungen. Diese benötigen traditionell hohe Mengen teurer Rohstoffe wie Iridium und Platin. Das aus dem Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. ausgegründete Unternehmen hat eine innovative Technologie entwickelt, die es ermöglicht, mit deutlich weniger Iridium und Platin auszukommen. Der technologische Kern dieser Lösung ist ein patentierter trägerloser Elektrokatalysator zur Beschichtung der Membran-Elektroden-Anordnungen. Diese Fortschritte senken nicht nur die Produktionskosten, sondern erhöhen auch die Nachhaltigkeit, da auf umweltschädliche PFAS-Chemikalien verzichtet wird. Mit diesen Entwicklungen leistet Elementarhy einen wichtigen Beitrag zur Skalierung der Wasserstoffproduktion und zur Förderung einer emissionsfreien Gesellschaft.
Verena Hertzsch von der Cruh21 bildete mit ihrem Vortrag "Potentialkarte Wasserstoff: Chancen und Zukunftsperspektiven für den Landkreis Vorpommern-Greifswald" einen wichtigen Rahmen für die Diskussion über die Wasserstoffwirtschaft in der Region. Sie gab einen spannenden Einblick in den Zwischenstand der Potentialkarte Wasserstoff, welche aktuell als Meilenstein der Koordinierungsstelle Wasserstoff erarbeitet wird.
Die Karte identifiziert potentielle Standorte für Wasserstofferzeugung sowie -nutzung und berücksichtigt dabei die bereits geplanten Elektrolyse- und Wasserstoff-Kernnetz-Projekte. Zukünftig soll die Potentialkarte Wasserstoff genutzt werden, um gezielt Projekte und Flächen zu entwickeln und so das Interesse von Unternehmen an einer Ansiedlung in Vorpommern-Greifswald weiter steigern.
Der Wasserstoffgipfel hat gezeigt, dass Vorpommern-Greifswald auf dem besten Weg ist, sich als Schlüsselstandort für die Wasserstoffwirtschaft in der Ostsee-Region zu etablieren. Die Region profitiert von einer idealen Kombination aus erneuerbaren Energiequellen, innovativen Projekten und der geplanten Wasserstoff-Infrastruktur. Diese Faktoren machen Vorpommern-Greifswald zu einem attraktiven Ziel für Unternehmen, die in der Wasserstofftechnologie investieren möchten.
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