NSG 1 Peenemünder Haken, Struck und Ruden
Lage: Mündungsbereich des Peenestroms und Teile des Greifswalder Boddens (Verlandungsbereiche und Gewässer nördlich Lubmin bis nördlich der Insel Usedom)
Gemeinden: Kröslin, Lubmin, Peenemünde
Größe: 7.812 ha
Unterschutzstellung: 30.03.1925, Erweiterung 04.11.1993, Verordnung vom 10.12.2008
Schutzzweck: Sicherung ausgedehnter Flachwasserbereiche des Penemünder und des Freesendorfer Hakens, der Spandowerhagener Wiek sowie um die Insel Ruden als Rast-, Mauser- und Nahrungsplatz für arten- und individuenreiche Wasservogelansammlungen; Schutz und Erhalt der ungestörten Dynamik eines Küstengebietes mit Flachwasserbereichen, größeren Windwattflächen, Sandbänken, Flutrinnen, Strandwällen und Dünen, großflächigen Brackwasserröhrichten sowie Salzgrünländern.
Beschreibung: Es handelt sich um das älteste Naturschutzgebiet in Mecklenburg-Vorpommern. Der Peenemünder und Freesendorfer Haken sowie die Inseln Struck und Ruden sind als nacheiszeitliche Strandwallbildung im Zuge des Absinkens des Meereswasserspiegels (Litorina-Transgression) entstanden. Der Freesendorfer See war Bestandteil des Boddens und wurde durch die Anlagerung von Sedimenten abgeriegelt. Auch heute noch finden diese küstendynamischen Prozesse statt, sind aber durch die Unterhaltung von Fahrrinnen und der Mole am Auslaufkanal des ehemaligen Kernkraftwerkes und des heutigen Hafens Lubmin gestört.
Markant für das Gebiet sind Dünen. Je nach Alter und Humusgehalt unterscheidet man zwischen Braun-, Gelb-, Grau- und Weißdünen. Die am frühesten entstandenen sind mit einem Alter von ca. 5.000 Jahren die Braundünen, die überwiegend festgelegt sind und den höchsten Humusgehalt aufweisen. Sie sind mit Kiefernwäldern, wie auf dem Ruden, oder mit Birken-Ei-chen-Wald und Wacholderbeständen, wie auf dem Struck, bewachsen. Die jüngsten sind die Weißdünen, in denen durch Wind und Wasser noch deutliche Sandbewegungen stattfinden. Sie sind Lebensraum für Pionierpflanzen wie Stranddistel (RL 2) oder Meerkohl (RL 2).
Zum Naturschutzgebiet gehören außerdem große Flachwasserbereiche. Tausende von Zugvögeln rasten hier. Große Schwärme von Watvögeln, Enten und viele Schwäne finden in den Flachwasserarealen und Windwatten ihre Nahrung. In den letzten Jahren etablierte sich eine Kormorankolonie auf dem Peenemünder Haken. Seeadler können bei der Nahrungssuche beobachtet werden.
Wichtiger Bestandteil des Schutzgebietes sind außerdem die Salzgrünländer auf dem Struck und den Freesendorfer Wiesen. Auf dem Ruden findet eine Pflegenutzung mit Schafen statt. Die Flächen auf dem Struck waren früher bedeutsame Brutgebiete für eine Vielzahl von Limikolen, seit den 1990er Jahren finden sich aufgrund von Überweidung und Verlandung der Priele kaum noch Brutpaare. Zur Zeit werden Maßnahmen geprüft, die den Gebietszustand verbessern sollen. Dazu zählen ein besseres Weidemanagement und ein Öffnen der Priele, aber auch ein geeignetes Prädatorenmanagement. Entscheidend ist hier das Engagement der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) Naturerbe GmbH, welche durch Flächenübetragung für einen Großteil der Gebietsfläche verantwortlich ist.
Mit der Schutzverordnung erfolgte eine Gliederung in die Gebietsteile A und B, wobei der letztere etwa 270 ha Fläche entlang der Ein- und Auslaufkanäle des ehemaligen Kraftwerkes umfasst. Ein Großteil der Verbote der Verordnung hat hier keine Geltung.
Im ganzen Gebiet ergeben sich große Probleme durch den massiven touristischen Druck von der Land- wie von der Wasserseite.
Öffentliche Nutzung: Seit Mai 2007 ermöglicht ein Rundweg, ausgehend von Peenemünde über Karlshagen, von ca. 22 km Länge mit Informationstafeln das Erleben eines Teils dieser einzigartigen Landschaft. Eine Fahrgastreederei ermöglicht den Besuch des Rudens von Peenemünde und Freest aus.